Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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150 . 7. Paläoklimatische Argumente.

die zonale Anordnung nur dann verwirklicht ist, wenn die Lage der Kontinente nach der Verschieburrgstheorie angenommen wird.

Von den beiden subtropischen Klimagürteln, die die Trockengebiete enthalten, läßt sich besonders gut der nördliche im Karbon und Perm verfolgen, und zwar nicht nur seine Existenz, sondern auch sein Vorrücken nach Süden im Perm, wodurch die äquatoriale Regenzone aus Nordamerika und Europa herausgedrängt und durch Trockenklima ersetzt wurde: Im Karbon fanden auf Spitzbergen und im westlichen Nordamerika große Gipsablagerungen statt (G in Abb. 35), und in letzterem Gebiet zeugen die mächtigen permokarbonischen Red Beds allenthalben von Wüstenklima. Nur im Osten von Nordamerika lag die äquatoriale Regenzone. Im Perm aber sind ganz Nordamerika und Europa wüstenhaft: Im obersten Karbon auf Neufundland tritt über den letzten Kohlenschichten bereits Salz auf (S in Abb: 35 und 36), im Perm bilden sich die großen Gipslager in Iowa, Texas, Kansas, in letzterem Staate auch Salzlager. Und in Europa, das im Karbon von der äquatorialen Regenzone durchzogen war, bilden sich im Perm die großen Salzlager von Deutschland, den Südalpen, Südrußland und Ostrußland. Für Deutschland allein führt Arldt [l 1] neun permische Salzlager auf, darunter das berühmte von Staßfurt. Dieses Südwärtsrücken der Klimazonen in Europa und ihre gleichzeitige Verlagerung nach Südosten in Nordamerika, zusammen mit der Verlagerung des Inlandeises von Südafrika nach Australien beweist eine, wenn auch mäßig große, Polwanderung vom Karbon zum Perm.

Die südliche Trockenzone hat, soweit die bisherigen Beobachtungen einen Schluß zulassen, in der Karbonzeit hauptsächlich im Bereich der Sahara Spuren hinterlassen, wo zahlreiche große Salzlager entstanden, sowie in den Wüstensandsteinen von Ägypten. Freilich sind diese Ablagerungen, namentlich was die genauere Zeitsetzung anbelangt, bei weitem nicht so eingehend untersucht wie diejenigen in Europa.

Endlich ordnen sich auch die karbonischen Korallenriffe in Europa (Irland bis Spanien) und Nordamerika (Michigansee bis zum Golf von Mexiko), sowie im Perm die kalkriffbildenden Richt-hofeniden in den Alpen und Sizilien sowie in Ostasien zwanglos in das Bild der Klimazonen ein.

Aus dem Vorangehenden ist ersichtlich, daß sich nicht nur die permokarbonischen Eisspuren, sondern auch die Gesamtheit der damaligen Klimazeugnisse bei Anwendung der Verschiebungs-


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003