Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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96 5. Geologische Argumente.

„12. Sie ermöglicht eine mehr befriedigende Erklärung der Verbreitung der Fauna in den Molukken. Sie fordert an früheren Landverbindungen eine Brücke zwischen Philippinen, Molukken und Java und eine Verbindung zwischen der Halmaheragruppe und Nord-celebes, welche gerade auch von den Zoogeographen angenommen werden."

Wie man sieht, ist die Verschiebungstheorie auf diesem sehr schwierigen Gebiet der Erde bereits vollkommen zum Handwerkszeug des Fachgeologen geworden.

Zwei unterseeische Rücken verbinden Neuguinea und Nordost-.australien mit den beiden neuseeländischen Inseln und scheinen den Weg der Verschiebung zu weisen, vielleicht als durch Ziehen verflachte und darum abgesunkene ehemalige Landgebiete, teilweise wohl auch als geschmolzene, zurückgebliebene Massen von der Unterseite der Scholle.

Über die Verbindung Australiens mit Antarktika läßt sich wegen unserer Unkenntnis des letzteren Kontinents nur wenig sagen. Ein breiter Streifen tertiärer Sedimente begleitet die ganze Südkante Australiens und zieht sich durch die Baßstraße hindurch, findet sich aber dann erst auf Neuseeland wieder, während die Ostküste Australiens frei von ihnen ist. Vielleicht hat also im Tertiär schon ein überschwemmter Grabenbruch Australien von Antarktika getrennt, vielleicht auch schon, mit Ausnahme des tasmanischen Ankers, Tiefsee. Allgemein wird angenommen, daß sich der tasma-nische Bau nach dem antarktischen Viktorialand fortsetzt. Andererseits schreibt Wilckens [89]: „Der südwestliche Bogen des neuseeländischen Faltengebirges (der sogenannte Otagosattel) erscheint an der Ostküste der Südinsel jäh abgeschnitten. Dies Ende ist nicht natürlich, sondern beruht wohl zweifellos auf einem Abbruch. Die Fortsetzung des Gebirges kann nur in einer Richtung gesucht werden, in der auf die Kordillere des Grahamlandes, die ,Ant-arktanden'."

Erwähnt sei noch, daß in ähnlicher Weise auch das Ostende des Kapgebirges in Südafrika einen Abbruch darstellt. Nach unserer freilich unsicheren Rekonstruktion der Lage von Antarktika hätten wir die Fortsetzung des Gebirges hier zwischen Gaußberg und Coatsland zu suchen, wo die Küste aber noch ganz unbekannt ist.

Die schon früher erwähnte Verbindung der Westantarktis mit Feuerland bietet in geologischer Hinsicht ein Musterbeispiel zur Veranschaulichung der Verschiebungstheorie (Abb. 26). Noch im Pliozän


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003