548 Von Ambon nach Banda. Heimkehr durch Indien.
unterscheidet. Dann sieht es aus, als ob die silberweiße Schneekette frei am Himmel schwebe.
Dieses leuchtende Phänomen stand während meiner dreitägigen Anwesenheit immer nur vom Morgen bis Mittag am Himmel; nachher wurde alles von Nebel und Wolken umhüllt.
Dardjiling ist ein beliebter Luftkurort der Europäer in Indien. Es besitzt gute Hotels, schöne Privathäuser, wohlgepflegte Spazierwege und Anlagen. Bei Ghoom befindet sich ein Militärhospital für die Soldaten der britisch-indischen Armee, deren Gesundheit von der Hitze und den Fiebern der Ebene erschüttert ist. Auch ich kam, zwar nicht als Kranker, aber doch als ein Mensch, der durch zweijährige Strapazen in einem heißen Klima viel von seiner Frische und Spannkraft eingebüßt hatte, hierher. Nach 24 Stunden oben war ich wie ausgewechselt; Regsamkeit und Energie waren wieder da, ich aß meine Mahlzeiten aus Hunger und nicht aus Pflichtgefühl und wurde nicht müde, von Sonnenaufgang bis zum Abend auf den Bergen herumzuklettern oder auf den ausdauernden, sanften und doch feurigen Nepalponies, den angenehmsten Bergpferden, die ich je kennen gelernt habe, weite Ausflüge zu unternehmen. Diese Frische, die mir der Aufenthalt in der kühlen Höhenluft verlieh, ließ nicht nach, als ich wieder herunter in die heiße Ebene kam, und reichte aus, mich die Strapazen des folgenden Monats spielend überwinden zu lassen.
Zweimal war ich auf Tiger Hill, einer hohen Bergkuppe bei Dardjiling, von der man unter günstigen Verhältnissen einen Blick auf die Kette des Gaurisankar oder Mount Everest hat. Beide Male war mir aber die Witterung nicht günstig, und die fernen Spitzen des Gaurisankar, der mit 8840 Metern doppelt so hoch ist als das Matter-horn, enthüllten sich mir nicht. Der Leser wird es mir hoffentlich nicht verübeln, wenn ich ihm nebenstehend ein Bild dieses höchsten Berges der Erde vorlege, den ich leibhaftig selbst nicht gesehen habe.
Vieles hätte ich noch von Dardjiling, seinen Bergen, seiner Vegetation, seiner Bevölkerung zu berichten, aber es drängt mich, zum Ende zu kommen. Benares, die heilige Stadt der Indier, Agra und Delhi, die prächtigen Residenzen der alten Mogulkaiser mit ihren klassischen Baudenkmälern, Jeypore, der Typus einer indischen Stadt, die durch europäischen Einfluß wenig verändert ist, das malerisch gelegene Bombay, wie herrliche Erinnerungen knüpfen sich für mich an sie, wie unvergeßbare Genüsse boten sie mir. Aber sie sind schon so oft und so erschöpfend geschildert worden, daß ich lieber schweigend mein Schiff, die Assam, in Bombay besteige, das mich
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