Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Ternate, Tidore und Batjan. 489

Jena. Infolge seiner Oberhoheit über einen Teil des nordwestlichen Neu-Guineas ist Tidore und damit auch das benachbarte Ternate seit langer Zeit der Ausgangspunkt des Exports von Paradiesvogelbälgen nach Europa. Im Hause des Herrn Sedé sah ich einige Exemplare der prachtvollen Kronentauben von Neu-Guinea, Megapelia (Goura) coronata, die lebend in einem Käfig gehalten wurden. Herr Bensbach zeigte mir seine ausgezeichnete Sammlung von celebessischen Waffen. Am nächsten Tage bestieg ich den Vulkan von Ternate bis etwa zu seiner halben Höhe. Der Sockel des Berges steigt nur allmählich an und ist mit dichten Pflanzungen bedeckt; hier fing ich eine Anzahl von Schmetterlingen. In größerer Höhe nimmt die Steilheit zu und tiefe Furchen durchsetzen den Mantel des Vulkans, die Pflanzendecke reicht hoch hinauf, beinah bis zum Gipfel.

Ternate und Tidore sind die nördlichen Erhebungen einer von Nord nach Süd reichenden Vulkanreihe, die der Westküste von Halmahera vorgelagert sind. Es sind südlich von Tidore Maree, dann Motir und Makjan. Weiter im Süden folgt die größere Insel Kajoa und noch weiter südlich gelangt man zu einer Gruppe ansehnlicher Inseln, deren Hauptmasse durch die der Südwestspitze von Halmahera vorgelagerte Insel Batjan eingenommen wird.

Am 31. Dezember 92 langten wir vor der Stadt Batjan an und blieben den Tag über dort. Ich benutzte die Zeit zu einem Ausflug in die sumpfige und, wie man mir sagte, zu dieser Zeit ungesunde Umgebung der Stadt und sammelte eine Anzahl Schmetterlinge und andere Insekten. Auf Batjan kommt der merkwürdige pavianähnliche Affe Cynopithecus niger vor, der höchst wahrscheinlich durch seefahrende Malayen von Celebes eingeschleppt worden ist. Auf der großen Insel Halmahera, die nur durch eine schmale Meerenge von Batjan getrennt ist, wird er nicht angetroffen. Durch Vermittlung des Kontrolleurs Stormer hatte ich eine Unterredung mit dem Radja, der mir versprach, mir einige gute Taucher von Batjan nach Ambon herüber zu senden, falls ich in letzterem Orte keine finden sollte, eine Befürchtung, die sich später als unbegründet erwies.

Das Jahr 1893 leitete sich in etwas unfreundlicher und gewaltsamer Weise ein. In der Nacht hatten wir einen sehr heftigen Sturm, der noch den ganzen nächsten Tag über anhielt. Mittags erreichten wir die Nordostspitze der Insel Buru und versuchten in die Bai von Kajeli einzulaufen. Der heftige Regen hinderte die Orientierung aber so sehr, und das Meer war so wild und erregt, daß der Kapitän, nachdem er während einiger Stunden auf der Höhe von Kajeli gestoppt hatte, und das Schiff in höchst unangenehmer Weise von den Wellen


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003