Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Demokratische Verfassung der Papuadörfer. -jgr

einstöckige Gebäude, das nach europäischem Plane, aber wie alle diese Missionshäuser ganz aus einheimischem Materiale gebaut ist, befand sich am Strande, mehrere Kilometer von unserem Ankerplatz entfernt. Das winzige Boot oder Dingy, das wir an Bord unseres Lugger mit uns führten, war viel zu klein, um uns mit Gepäck und Vorräten, sowie den Utensilien zum Sammeln aufzunehmen. So bestiegen wir ein großes, von vier Eingeborenen gerudertes Kanoe, und wurden mehr sicher als trocken durch die Uferbrandung unserm Bestimmungsort zugeführt. Die Kanoes hier sind gut gearbeitete Einbaumboote mit langem Ausleger an der einen Seite. Der Ausleger ist mit einer Bambusplattform bedeckt, auf der man bequemer sitzen kann als in dem schmalen Kanoe selber. Allerdings wird für uns Weiße dieses Sitzen mit flach vorwärts gestreckten Beinen auf die Dauer recht ermüdend. Die Kanoes kentern zwar selten in der Brandung, aber oft spülen die Wellen über die Plattform und schlagen in die schmale Höhlung des Bootes, in die man sein Gepäck legen muß. Ich machte mir wenig daraus, selbst tüchtig naß zu werden; aber für meine photographische Kamera und die Trockenplatten war ich ängstlich besorgt, und konnte doch trotz aller Bemühungen nicht verhindern, daß sie manchen Spritzer mit abbekamen, und viele meiner Aufnahmen der wunderbaren Szenerie und der interessanten Eingeborenen von Neu-Guinea deshalb mißlungen sind.

Im Hause Itamas fanden wir einen englischen Händler, John Swords, der auf eigene Hand hier an der Küste gegen die üblichen Tauschgegenstände Äxte, Messer, Glasperlen und Tabak von den Eingeborenen Copra, Copal-Harz, Trepang und Schildpatt einhandelte. Er besaß nicht einmal ein eigenes Segelboot, wie sonst die meisten dieser Händler, von denen damals nur ungefähr 6 bis 8 an den Küsten von Britisch-Neu-Guinea ihren primitiven Tauschhandel betrieben. Das Dasein dieser Händler ist höchst entbehrungsvoll und vielfach von Gefahren umgeben. Der Vorrat von Waren, den sie mit sich führen, reizt die Habgier der Eingeborenen, und mehr als einer von ihnen ist derselben schon zum Opfer gefallen. Swords, ein bescheidener und wie mir schien ganz ordentlicher Mann, war überdies fieberkrank und sah leider in dem Brandy und Whisky die Hauptmedizin gegen dieses schwer zu bekämpfende Leiden. Natürlich ist ein dem Trunke ergebener Weißer kein besonders würdiger Repräsentant seiner Rasse bei den Wilden und wenig geeignet, ihren Respekt vor den Fremden zu erhöhen. Dieses Übel pflegt überall weit verbreitet zu sein unter den Pionieransiedlern und Pionierhändlern britischer Nationalität. Der Deutsche besitzt in seiner Vorliebe für das weniger berauschende Bier


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003