Um eine Ruhepause zu haben, benutzten wir bis Oruro die Bahn und hatten den LKW verladen. In Oruro kam uns Ing. Alandia nachgeflogen, und wir nahmen über den Altiplano Kurs nach La Paz.
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Bahnstation auf der Strecke nach Oruro |
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Die Landwirtschaft des Altiplano wird vorwiegend von Indios betrieben. Neben Kartoffen werden angebaut die Knollengewächse Oca (Oxalis tuberosa), Ulluco (Ullucus tuberosus), Isanu (Tropaeolum tuberosum), weiter Bohnen, und die Samenpflanzen Quinoa (Chenopodium quinosa), Kanahua (Ch. pallidicaule), Gerste, Lupinus mutabilis etc.
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Auf der Strecke nach Oruro |
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Quinoa im Anbau |
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Oruro |
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La Paz |
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Nach dem Abschied von Ing. Alandia, dem wir für treue Kameradschaft während mehr als 4 Wochen zu danken hatte, war es eine unserer ersten Aufgaben, Verbindung mit der Deutschen Botschaft aufzunehmen. Wir fanden in Legationsrat Haferkamp einen Herrn, der unserer Expedition großes Interesse entgegenbrachte. Ein Artikel für eine La Pazer Zeitung wurde zusammengestellt. Wie in Buenos Aires war man auch hier bereit, unsere Sendungen als Kurierpost mit Flugzeug nach Deutschland zu senden. Der Zeitraum betrug ca. 14 Tage. Alle Sendungen sind ohne Verluste angekommen.
Hier ist noch folgendes zu vermerken. Von den Kultursorten sammelten wir ausschließlich die relativ großen Knollen. Wir nahmen sie später als Gepäck mit aufs Schiff. Von den Wildarten sammelten wir Beeren und Knollen. Die Knöllchen der Wildarten sind oft nicht mehr als bohnengroß. In Argentinien sammelten wir oft Mutterknöllchen, da die neuen noch nicht gebildet waren. Dabei sind leider nur 1/3 gekeimt und der Rest liegt jetzt noch in Keimruhe oder ist verfault. U. E. gibt es keine bessere Methode als die Verschickung per Luft und die sofortige Auslage. Verluste müssen in Kauf genommen werden. In den meisten Fällen wurden die Verluste der Knöllchen dadurch wieder ausgeglichen, daß von denselben Herkünften auch Beeren gesammelt worden waren.
Wie mit Prof. Cardenas, so hatte Professor Rudorf auch mit Ing. Gandarillas in La Paz unsere Expedition besprochen, so daß wir mit einem Programm erwartet wurden. Ing. Gandarillas ist der Subdirektor des Servicia Interamericano für Bolivien. Von gründlicher US-amerikanischer Schulung, arbeitsfreudig und energisch hätte man sicher keinen besseren Mann für diesen Posten finden können. Mit Geschick bewältigte er auch die schwierige Situation, die darin besteht, daß das bolivianische Volk gegenüber den Nordamerikanern eine wenig freundliche Haltung einnimmt, obwohl die Bedeutung der Unterstützungen bekannt ist.
Ing. Gandarillas führte uns zunächst in seinen Experimentiergarten,
wo er Bastarde des frostresistenten S. curtilobum
(2n = 60) mit S. andigena
besaß. Hierüber und über die verschiedenen Virussymptome in
seiner Kollektion ergab sich eine interessante Diskussion. Dann zeigte er
uns die im Stadtgebiet von La Paz vorkommenden Solanum-Formen, die wohl
alle zur Art S. sparsipilum gehören. Wir fanden sie auf wüsten
Plätzen, an Grabenrändern etc.
Mit Gandarillas unternahmen wir zwei Exkursionen, die im praktischen Jeep durchgeführt wurden.
Die erste führte über die Estacion Experimental des Altiplano
in Belén nach Sorata. Die Station machte einen ausgezeichneten
Eindruck. Es werden Anbau- und Düngungsversuche mit verschiedenen
Sorten von Andenkartoffeln, Weizen, Gerste, Hafer, Luzerne, Zottelwicke
und Quinoa vorgenommen. Die deutschen Weizensorten rangieren mit 2/3 des
Ertrages der besten Sorte etwa in der Mitte der Ertragstabelle.
Im Gewächshaus wird eine Wildkartoffelsammlung unterhalten, die einige für uns neue Arten enthielt. Großzügigerweise überließ uns Gandarillas davon Material.
Bei der Weiterfahrt nach Sorata kamen wir an der Schule für
Indiolehrer "Warisata" vorbei, die durch mehrere Reiseschriftsteller
auch in Deutschland bekannt geworden ist. Ein neues Gebäude mit
US-Hilfe erbaut, dient zur Heranbildung von Lehrern für die Indios.
Die Erziehung der Indios ist die absolute Grundlage für jede
Weiterentwicklung des bolivianischen und auch peruanischen Staates.
Wir begrüssten den Leiter und ließen ihm einige freundliche
Worte übersetzen, die mit einer Mischung von Freude und Rührung
aufgenommen wurden.
Wir wandten uns nunmehr dem Pass zwischen der Cordillera Real und der
Cordillera de Muneca zu, hinter welchem Sorata am oberen Rande des Rio
Consata-Rio San Cristobal liegt. Der Pass wird rechts flankiert von
einem Schneegipfel der Cordillera Real, dem Illampu (7014 m). Wir
überfuhren ihn in 4500 m Höhe.
Auf dem Pass ist von Gandarillas und Cardenas das Solanum achacachense gefunden worden. Diese Art muß frostresistent sein. Wir versuchten sie wieder zu finden, sind aber nicht sicher, daß wir Erfolg hatten, weil die Art sehr klein ist, und wir nur einige Knöllchen unter fast abgestorbenen Pflanzen fanden, die auch S. acaule sein könnten.
Wunderschön war die Fahrt hinunter nach Sorata. Man fühlte sich in die Schweiz versetzt. Hier gab es als Delikatesse, eine weitere Art der phytophthoraresistenten Serie Circaeifolia, das S. circaeifolium. Es kam in einer Art Ceja-Formation vor, die aber etwas zu trocken war, um voll ausgebildet zu sein.
Sorata konnte unser besonderes Interesse auch deswegen beanspruchen, weil hier Prof. Schick auf seiner Expedition im Jahre 1930 die andigena Sorte Hanco Imilla gesammelt hatte, aus deren Selbstungen ein Sämling hervorging, der zu den blattrollresistenten Formen gehörte, die wir besitzen. Wir fanden diese Sorte auch wirklich wieder.
Interessant waren auch die Sorten von Phaseolus vulgaris, die hier in besonderer Mannigfaltigkeit vorkamen.
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Unduavital mit Ceja |
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