3. Abschnitt: Sucre und Abstecher an den Andenosthang.

Straße in Monteagudo.
Laubengänge und kleiner Junge.

Es schien praktisch, zum Sammeln in diesem Abschnitt unsere Gruppe aufzuteilen. Herr Dr. Rimpau und Ing. Alandia wollten in der Umgebung Sucres und auf der östlichen Route bis Zudanez sammeln. Professor Cardenas und Dr. Ross sammelten ab Zudanez auf einer mehrtägigen Tour nach Camiri.

Bis Tarabuco steigt die Straße noch bis auf 3200 m. Hier leben Quetchua-Indianer, die den typischen Altiplano-Ackerbau betreiben. Von Tarabuco geht es ständig abwärts. Bis Zudanez (2500 m) wurden zahlreiche Solanumarten gefunden: S. alticola, S. berthaultii, S. boliviense, S. gandarillasii, S. megistracrolobum, S. pachytrichum, S. sucrense und einige unbeschriebene. Sie alle gehören der Puna, sowie den mesophilen und xerophilen Gebüschformationen an.

Wir gelangten alsdann in immer feuchtere Regionen, bis wir uns in Monteagudo (1150 m) schließlich in sommergrünem Bergwald befanden. Tiefer als 2500 m kamen Solanumarten nicht vor. Die Hochland-Serien Boliviens, die Tuberosa, Acaulia und Megistacroloba haben ihre optimale Verbreitung unstreitig zwischen 3800 und 2500 m. Die Arten, die noch in tieferen Lagen gefunden werden, sind Angehörige der Serie Commersoniana, die ursprünglich der Ebene angehörten und am Rande ihres Verbreitungsgebietes mit wenigen Arten am Osthang der Anden hinaufreichen.

Waren die hygrophilen Formationen also wenig ergiebig für Solanum, so fanden wir umsomehr Zierpflanzen, wie Amaryllidaceen und Material f&uum;r Herrn Diers. Während dieser Tour merkten wir zum ersten Mal, daß wir uns in der Regenzeit befanden. Die nur gelegentlichen Regenfälle auf dem Altiplano hatten den bisherigen Verlauf der Expedition kaum behindert, da wir uns meist nur in Regionen mit nicht mehr als 400 mm Niederschlag bewegt hatten. Jetzt aber bekamen wir die Regenzeit zu spüren. Die Wege wurden immer aufgeweichter, es regnete einen ganzen Tag ununterbrochen, so daß wir gezwungen wurden, Monteagude den Regen abzuwarten. Nachrichten von Erdrutschen (derrumbes), die die Wege versperrten, trafen ein, und bald wurde es klar, daß Monteagude unser Endpunkt war. Sollte der Zeitplan nicht ganz durcheinandergeraten, mußten wir bei enben möglicher Gelegenheit umkehren. Zwei Tage warteten wir in Monteagudo, die ich dazu benutzte, die Vegetation der sommergrünen Bergwaldformation kennenzulernen. Dann wagten wir mit Hilfe des amerikanischen Wegedienstes die Rückfahrt. Diese Organisation, von den USA finanziert, macht die Wege wieder befahrbar. Bulldozer räumen die herabgerutschten Erdmassen von den Wegen in den Abgrund.

Neben dieser und der landwirtschaftlichen interamerikanischen Organisation gibt es noch die der Minen- und die hygienische Hilfsorganisation. Wohl alle sind sehr segensreich für das Volk. Gerade auch letztere hat viel geleistet. Jedes Haus, jede Hütte und jedes Zimmer wird in gewissen Abständen von besonders ausgebildeten Truppen desinfiziert. Auch der Indio selbst konnte an den Gebrauch von Insektiziden gewönt werden. Die gefährlichen Infektionskrankheiten scheinen stark zurückgedrängt. Nicht abgenommen aber hatten die Mücken, Ameisen und andere, mehr lästige als gefährlich stechende und beissende Insekten, die auch uns oft zur Qual wurden.

Am Abend des 9.3. waren wir wieder in Sucre vereint und hatten, wie allabendlich, genug zu tum mit Tagebuch schreiben, Sammellisten vervollständigen und vor allem ordnen des Materials und Anlegen von Exsikkaten (Herbar). Letzteres machte oft große Sorgen, da die Papierblätter immer wieder zum Trocknen ausgelegt werden müssen. Das ist in feuchten Regionen nicht ganz einfach. Doch ging nur ein ganz kleienr Teil durch Faulen verloren.

In Begleitung von Prof. Cardenas und Ing. Alandia ging es am 10. 3. nach Cochabamba. In den mesophilen Formationen war S. gandarillasii die typische Solanumart. Allerdings schien die Form von den bisherigen durch einen kurzen fleischigen Kelch verschieden. Im ganzen wurde jetzt die Ausbeute an Solanumarten, je nördlicher wir kamen, umso geringer. Nach Cardenas wechselt die Häufigkeit bestimmter Arten in den einzelnen Jahren sehr. So waren 1958 viele Arten überhaupt nicht zu finden. Auch dieses Jahr war bezüglich der Solanumarten hier nur ein mittelgutes zu nennen.

Hinter Aiquile führte der Weg quer durch den Rio Chellas. Er war durch Regenfälle stark angeschwollen. Wir mußten die Durchfahrt wagen, und wirklich blieb unser Dodge mitten im Fluß stecken. Glüchlicherweise war ein Trecker des Servicio Camino in der Nähe, der uns herauszog.

Eine hübsche Stadt ware Totora mit den baulichen Resten einstiger Wohlhabenheit, die die Stadt dem Cocahandel zu verdanken hatte, der früher seinen Weg durch diese Stadt nahm.

Hernach trafen wir auf die Pavimentata, die einzige asphaltierte Straße Boliviens, die - 500 km - von Cochabamba nach Santa Cruz führt.

Derrumbe (Erdrutsch) mit Räumraupe

Am Bahnhof Potosí-Sucre

Dodge im Fluß steckengeblieben
Ein Traktor eilt zu Hilfe

Totora, Plaza
Totora, Kirche