Berg- und Seefahrten (1923)

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beschwerlich aus Mangel an Wegen und Brücken. Sawers brauchte nicht weniger als fünf volle Tagesreisen, um von Ambegamma, am Nordfuße des Pi in bedeutender Höhe gelegen, die kurze Strecke bis auf den Gipfel zurückzulegen. undurchdringliche Urwälder, steile Felsgehänge, jähe Abgründe, wilde Bergbäche und Wasserfälle ohne Brücken erschwerten das Vordringen außerordentlicht.

In den letzten vierzig Jahren ist das ganz anders geworden. Der vordringenden Kaffeekultur ist der größte Teil jener herrlichen Urwälder zum Opfer gefallen, und Hunderte von englischen Pflanzer-Bungalows sind allenthalben in den ausgedehnten Kaffee-, Tee- und Cinchonapflanzungen zerstreut. Gutgebahnte Pfade, zum Teil sogar bequeme Fahrwege führen von einer Pflanzung zur anderen; und über die Bergströme und Abgründe sind sichere Brücken geschlagen. Seit einigen Jahren führt selbst eine kleine Eisenbahn - ein südlicher Zweig der Colombo-Kandy-Bahn - von Peradenia über Gampola nach Nawala-Pitya, und von hier kann man in einem Postomnibus südwärts in 4-5 Stunden bis nach Dickoya gelangen. Letzteres ist aber nur einen Tagesmarsch von den südlichsten Pflanzungen entfernt, die gegenwärtig schon bis unmittelbar an den nördlichen Fuß der Pik-Pyramide hinaufgehen.

Diesen bequemeren Weg schlug auch ich auf Anraten meiner Freunde ein, als ich im Februar vorigen Jahres eine Reise in das Gebirgsland von Ceylon unternahm. Gut mit Empfehlungen ausgestattet, fuhr ich von Peradenia am 10. Februar in einer Strecke ununterbrochen bis Dickoya und wanderte von da zu Fuß durch die südwestlichen Kaffeedistrikte des Hochlandes nach St. Andrews. Es ist dies die höchstgelegene Pflanzung unmittelbar am nördlichen Fuße des Adams-Pik, und an ihren gastfreien Besitzer, Mr. Christie, war ich schon vorher besonders empfohlen.

Der südliche Felsenabsturz des Samanala erhebt sich so steil aus der blühenden Ebene, in welcher am Ufer des herrlichen schwarzen Flusses, noch nicht 100 Fuß über dem Meeresspiegel, die Singhalesenstadt Ratnapura liegt, daß der rüstige, von hier aus emporklimmende Wanderer in einem Tage bis auf den Gipfel des heiligen Pilgerberges gelangen kann. Für die harten Beschwerden dieser anstrengenden Bergpartie wird man dabei durch den großen Genuß entschädigt, welchen der schnelle Wechsel der verschiedenartigen übereinander aufsteigenden Vegetationszonen gewährt. Allerdings ist dieser Wechsel nicht so auffallend, wie bei manchen höheren Bergen der heißen Zone, wie z. B. beim Pik von Teneriffa, bei dessen gelungener Besteigung ich vor 16 Jahren die einzelnen Pflanzengürtel in der Tat so regelmäßig geschieden fand, wie es Alexander von Humboldt schon früher beschrieben hatte. Aber der schneebedeckte Gipfel des Pik von Teneriffa erreicht auch fast die doppelte Höhe des Adams-Pik, und wir bleiben daher auf letzterem wie auf allen Hochgipfeln von Ceylon noch weit unter der Schneegrenze. Dahingegen ist andererseits hier, unter dem 7. Grade nördlicher Breite,die unvergleich


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von Herrn Dr. Kurt Stüber zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Juni, 2003. Eingabe des Textes durch Kurt Stüber, Oktober, 2003.
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