Berg- und Seefahrten (1923)

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passenden Wohnung für uns vier, uns es vergingen 10 Tage, ehe wir eine solche gefunden hatten. Die meisten Häuser haben nämlich meistens gar keine Fenster oder doch keine Glasfenster und nur wenige größere Häuser sind mit letzteren versehen. Das Haus, welches wir für 1/4 Jahr mieten konnten, gehört zu den größten und besten der Stadt. Wir haben darin zehn Zimmer, von denen zwei mit Glasfenstern versehen sind; die übrigen haben nur Türen, welche sich auf den Potio öffnen, auf den von einer hölzernen Galerie umschlossenen Hof, welcher sich in der Mitte jedes größeren Hauses befindet. Die allermeisten ZHimmer auf den Kanarischen Inseln haben nur eine Öffnung, welche zugleich Tür und Fenster darstellt. Unten in der Mitte des Hofes ist eine große Zisterne, in welcher das Regenwasser gesammelt wird. Aus der Küche steigen wir mittels einer Leiter auf das flache Dach unseres Hauses, von wo aus wir eine sehr hübsche Aussicht auf das ganze Städtchen und die Umgebung sowie auf Meer und Gebirge genießen. Unsere Wohnung liegt zwar nicht unmittelbar am Meere, wie wir wohl gewünscht hätten, aber doch nur wenige Minuten davon entfernt, in der Calle principale oder der Hauptstraße.

Nicht weniger MÜhe als das Finden der Wohnung kostete die Beschaffund des nötigen Ameublements. Große Tische sind hier fast gar nicht vorhanden und wir mußten solche erst beim Schreiner bestellen. Glaswaren sind ebensowenig zu haben. Glücklicherweise hatten wir aus London, Lissabon und Santa Cruz hinreiched Gläservorräte mitgebracht. Süßes Wasser ist hier ein kostbarer Artikel. Es regnet auf der Insel oft jahrelang gar nicht (in den fünfziger Jahren hat es einmal drei volle Jahre hindurch nicht geregnet!). Dann wird das Wasser von Gran Canararia in Fässern herübergebracht; das Faß kostet 2-3 Taler. Gegenwärtig sind die Zisternen (die einzigen Wasserquellen der Insel!) reichlich gefüllt, da es im letzten Oktober viel geregnet hat. Da das Zisternenwasser sehr unrein ist, so muß es, um trinkbar zu werden, durch Sandstein filtiert werden; jedes Haus hat in der Regel einen großen Filtrierstein. Die Anschaffung dieses kostbaren und unentbehrlichen Artikels hatte wieder viele Schwierigkeiten; doch wurde auch dieser durch die gütige Vermittlung des Don Jose endlich erworben. Wir haben nun hinreichend süßes Wasser zum Trinken und für unsere Arbeiten. Da wir keine besondere Bedienung in dem von uns allein bewohnten Hause besitzen, so muß das Heraufschaffen des Wassers aus der Zisterne in den Filtrierstein sowie die anderen kleinen häuslichen Dienste von uns selbst besorgt werden, und wir wechseln allwöchentlich bei diesen Stewartsdiensten ab. Viele europäische Bedürfnisse, wie zum Beispiel Kleiderreinigen, Bettmachen usw., müssen wir ebenfalls nebenbei selbst besorgen oder haben sie uns abgewohnt.

Unsere Küchenverpflegung kommt uns jetzt, wo wir uns bereits daran gewöhnt haben, ganz leidlich vor; aber in den ersten 14 Tagen glaubten wir nicht bei der kanarischen Kost lange aushalten zu können. Nach spani


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von Herrn Dr. Kurt Stüber zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Juni, 2003. Eingabe des Textes durch Kurt Stüber, Oktober, 2003.
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