"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"

221. Brief

Baden-Baden, 17. April 1901.




Liebste Agnes! Heute bin ich nun schon 14 Tage hier, und in weiteren 11 Tagen (am 28. abends) hoffe ich endlich wieder bei Dir zu sein. So gern ich Dich schon hier bei mir gehabt hätte, so ist es doch gut, daß Du nicht gekommen bist. Wir haben ununterbrochen abscheuliches Winterwetter mit Sturm und massenhaftem Regen, morgens 4-6, mittags 10-12 Gr. R., nicht mehr! Alle Leute heizen tüchtig die Zimmer - mit Ausnahme Deines Alten, der stets in ungeheiztem Zimmer, bei 10-12 Gr., sitzt und eine förmliche Abhärtungskur (mit gutem Erfolg!) durchführt. Mein regelmäßiger Tageslauf, der mir sehr gut bekommt, ist folgender: 6 Uhr Aufstehen, 7 zwei Gläser Brunnen trinken . . . Die Pension ist recht gut, mein Zimmerchen sehr hübsch, mit freier Aussicht auf Fichtenwald und Michaelis-Kapelle, auch mit Süd-Sonne (wenn sie mal kommt). Von Besuchen werden ich (glücklicherweise!) wenig belästigt. Das steife Kniegelenkt hat sich sehr gebessert, ich biege es leichter als vor 14 Tagen und gehe täglich mindestens 2 Stunden (ohne Schmerzen). Also wird es hoffentlich bald wieder gut sein. Gesten sind Fürbringers eingetroffen. Sie bleiben einige Tage hier und finden mein Aussehen ausgezeichnet. Den gefürchteten Klima-Wechsel habe ich gut überstanden, ohne Erkältung! Schreibe mir bald, liebstes Herz, wie es Dir geht! Auf frohes Wiedersehen . . .





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erstellt von Christoph Sommer am 6.10.1999