"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"

157. Brief

Jena, 28. Juni 1882.




Liebste Frau! Dein sehnlichst erwarteter Brief traf gestern abend endlich ein. Freilich hat er uns nicht sehr viel über Deine wunderbare Reise nach Helgoland berichtet, insbesondere über das mysteriöse "Mißgeschick" gar nichts weiter gesagt! Wie Ihr es fertiggebracht habt, bis Cuxhaven einen vollen Tag, statt eines halben, zu fahren, ist uns vollkommen rätselhaft . . . Kurz, ich und Walter sind gespannt, etwas Ausführlicheres über die Reise zu hören. Im übrigen freuen wir uns sehr, daß Ihr glücklich auf der rosigen Märcheninsel angekommen und mit dem Aufenthalt zufrieden seid. Hoffentlich bekommt er Euch gut!

Lisbeth soll doch Seetang sammeln. Besonders die feinen roten machen sich auf Papier sehr hübsch. Sie kleben von selbst an, wenn man sie in Süßwasser auswäscht, dann unter Wasser auf Papier ausbreitet und letzteres mit der untergeschobenen Hand herausholt. Auch was sie sonst von Schnecken, Seesternen usw. sammelt, muß alles in Süßwasser ausgewaschen werden, weil sonst das zurückbleibende Salz innen Feuchtigkeit anzieht . . .

Am 7. Juli wird unser Bauplatz abgemessen und dann der Kaufvertrag abgeschlossen. Ich träume schon viel von unserm niedlichen Schlößchen.

Nun lebe wohl, mein liebliches kleines Herzblättchen, und komme recht bald wieder! Es ist hier im Hause scheußlich ohne Dich! . . .





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erstellt von Christoph Sommer am 6.10.1999