"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"

127. Brief

Jena, den 15 März 1878.




Liebster Mann! Eben habe ich Deinen Brief erhalten und fühle wirklich inniges Mitleiden mit Deiner augenblicklichen Existenz, sie ist nicht beneidenswert, aber selbstgewählt! Vor allem wünsche ich als liebende, sorgende Gattin, daß Du wohl bleibst, und bei diesem schauderhaften Wetter habe ich wirklich Grund genug, für Dich bange zu sein. Wir haben wieder vollkommenen Winter, dicken Schneefall und Frost, so daß wieder ordentlich geheizt wird, dazu große Wäsche diese Woche und unbändige Kinder! : . . Ich fühle mich auch nicht sonderlich wohl, den ganzen Taqg habe ich mit den Würmern zu tun, und der Abend ist einsam und triste . . . Sie scheinen sich hie ralle über Deine Wanderpredigten zu amüsieren. Deine Befehle werde ich pünktlich ausführen. Der edle Pohle kommt pünklich jeden Morgen! Ich lege Dir eine, wenn auch nicht entschieden wichtige, Postkarte bei, dann ist heute noch ein Brief von dem Bonner Buchhändler Strauß gekommen, der Dir mitteilt, daß er Sonntag in Köln sein werde und dort hofft, sich Dir vorstellen und mit Dir über Euer Verlagsprojekt sprechen zu können. Das Schrecklichste von Deiner Rundreise ist doch, daß sich eine Masse Menschen an Dich hängen, die von Deiner Berühmtheit profitieren wollen. Nun ade, liebes Herz, bleibe mir gesund und schreibe mir bald wieder einen lieben Brief . . .





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erstellt von Christoph Sommer am 6.10.1999