Abhandlung über die Krankheiten der Pflanzen, ihrer Kenntniß, und Heilung (1779)

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* Wer demnach die Entscheidungszeichen der Krankheiten aus zweifelhaften, abwechselnden, dunkeln, und ungewissen Zeichen sammelt, wird nicht leicht zu einer richtigen Kenntniß der Krankheiten gelangen.

§. 65.

Die Ungewisse, und zweifelhafte Zeichen der Krankheiten.

Die Lage der Theile der kranken Pflanze, der Sitz der Krankheit, ihre Ursache, Anfang, oder Veranlassung, und auch die Zeit ihrer Dauer sind keineswegs gewisse und ungezweifelte Zeichen. Denn die Lage der Theile ist meistens unseren Sinnen verborgen, und wenigstens hart zu begreifen. Der Sitz der Krankheit leidet Vorurtheile, und eingebildete Muthmaßungen, in welchen die Ueberzeugung ermangelt. Man verleget ihn öfters eingebildeter Weise in Theile, die, weil sie entweder innerliche, oder gar zu fein sind, unseren Augen entfliehen. Die Ursache in sich selbst, insoweit sie eine Ursache heißet, entweichet unseren Sinnen. Die Veranlassungen aber, sie seyn auch, welche sie immer seyn mögen, sind den Pflanzen etwas äußerliches. Die Zeit endlich bestimmet weder die Gattung, noch die Gestalt einer Krankheit. Denn eine Krankheit von eben dieser Gattung, und Gestalt, kann eben sowohl von einer längeren, als von einer kürzeren Dauer seyn, mithin sind die Zeichen dieser Gattung ungewissen, und zweifelhafte.


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und Bearbeitung durch Kurt Stüber und Frank Al-Dabbagh, April, 2003.
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